Schloss Bruchsal, Zerstörtes Schloss

Schwerer EinschnittZerstörung undWiederaufbau

Der Zweite Weltkrieg traf Bruchsal besonders hart. Die Stadt wurde zu mehr als 80 Prozent zerstört, darunter ein großer Teil des Schlosses. Sein Wiederaufbau gilt bis heute als außerordentliche Leistung. Einen krönenden Abschluss bildete 2017 die Rekonstruktion der Beletage, wie sie seit dem 18. Jahrhundert bis zur Zerstörung 1945 bestand.

Aufnahme des Hauptbaus von Schloss Bruchsal nach der Zerstörung durch einen Luftangriff 1945

Das Schloss nach der Zerstörung 1945.

Die Zerstörung

Der Bahnhof und die nahe dem Schloss gelegenen Gleise wurden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mehrfach bombardiert. Am 1. März 1945, zwei Monate vor Kriegsende, zerstörte ein Fliegerangriff mehr als 80 Prozent der Stadt und große Teile des Schlosses. Die Holzdecken mit Fresken und Stuckaturen verbrannten, die Substanz der Wandflächen und des Treppenhauses blieb größtenteils erhalten. Die wertvollsten Stücke der Einrichtung hatte man rechtzeitig ausgelagert.

Ruine der Torwache von Schloss Bruchsal nach deren Zerstörung durch einen Luftangriff 1945

Die ehemalige Torwache nach der Zerstörung.

Erste Massnahmen

Nach Ende des Krieges galt es zunächst, Notunterkünfte zu schaffen. 1946 begann man, die Nebengebäude für Behörden und Wohnungen wieder aufzubauen. Die Ruine des Schlossmittelbaus blieb lange ungeschützt – mehr als ein Jahr dauerte es, bis sie ein Notdach erhielt. Die Folge: Regen und Frost setzten der Anlage zu. Da Einsturzgefahr drohte, brach man einen Teil der Mauerreste vollends ab. Auf diese Weise erlitt das Schloss nach der Zerstörung weitere Verluste.

Marmorsaal von Schloss Bruchsal

Der restaurierte Marmorsaal.

Innenausbau als Herausforderung

In den 1950er-Jahren wurden unter anderem der Kammermusiksaal, der Kirchturm und der Rohbau des Schlossmittelbaus wieder hergestellt. Dann begann man mit dessen Innenausbau – die größte Herausforderung. Die Wand- und Deckendekorationen rekonstruierte man in den wichtigsten, auf der Mittelachse gelegenen Räumen. Kuppel-, Fürsten- und Marmorsaal erhielten ihre farbenprächtigen Fresken und vergoldeten Stuckaturen zurück.

Restauratoren 1974 bei der Arbeit an der Fassade
Restauratoren 1961 bei der Arbeit im Kuppelsaal

Maler und Stuckateure bei der Wiederherstellung der Dekorationen.

Historische Fotografie des Deckengemäldes im Marmorsaal von Schloss Bruchsal, um 1870

Alte Fotos bilden die Grundlage bei der Arbeit.

Historische Fotografien helfen

Ein besonderes Glück: Hunderte von Fotografien des Schlosses, entstanden zwischen 1870 und 1945, waren erhalten – einige sogar in Farbe. Sie dienten als Vorlage für die Rekonstruktion der Deckenfresken. Anstelle der Appartements, einst seitlich der Festsäle im ersten Obergeschoss gelegen, entstanden moderne, großflächige Ausstellungsräume für das Badische Landesmuseum. 1975 wurde das Schloss wiedereröffnet. Die Wiederherstellung der Fresken im Erdgeschoss, der Außenanlagen und des Gartens dauerte noch bis 1996.

Schloss Bruchsal, Beletage, Enfilade

Rekonstruierte Enfilade in der Beletage.

Seit 2017 zu erleben: die Beletage

Mehr als 1.000 Quadratmeter wurden in den alten Grundriss der Beletage zurück verwandelt. Auch moderne Technik wurde eingebaut, um heutigen Anforderungen an Heizung, Licht und Klima zu genügen. Dann erfolgte die Einrichtung der ehemaligen fürstbischöflichen Appartements nach alten Inventarlisten und Fotografien. Möbel, Gemälde, Wandteppiche: Mehr als 350 Kunstschätze aus der Beletage waren im Zweiten Weltkrieg ausgelagert worden. Sie wurden sorgsam restauriert, bevor sie in der Beletage wieder aufgestellt werden konnten.
 

Der Vergänglichkeit begegnen die Menschen seit Jahrhunderten mit dem Wunsch nach Schönheit und Ewigkeit. Schlösser, Burgen und Klöster sind bis heute ein glänzendes Vermächtnis für die Zukunft. Die Themenwelt „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“ wirft einen Blick auf diese spannenden Themen.

Unendlich schön