Schloss Bruchsal, Beletage, Winterspeisezimmer

Supraporten von Lothar Ignaz SchweickartExotische Gemäldemotive

Für das Winterspeisezimmer im Schloss Bruchsal beauftragte Fürstbischof Franz Christoph von Hutten zwei Gemälde. Die Motive: exotische Früchte und Tiere. Hofmaler Lothar Ignaz Schweickart schuf zwei Stillleben, die den barocken Luxus des Adels ‒ mit einer versteckten Botschaft ‒ in Szene setzen.

Schloss Bruchsal, Beletage, Winterspeisezimmer

Sind ein Blickfang über der Tür des Winterspeisezimmers: die exotischen Früchte und Tiere.

ZWISCHEN GENUSS UND MÄSSIGUNG

Ob ein Zimmer öffentlich oder privat war, ist auch an den Gemälden über den Türen – den Supraporten – ablesbar: Das Vorzimmer der fürstbischöflichen Privaträume wurde vom Hof als Winterspeisezimmer genutzt. Das Bildprogramm war daher etwas einfacher – neben Genre- und Landschaftsmalereien wählte man Stillleben. Zwei Früchtestillleben von Hofmaler Lothar Ignaz Schweickart haben sich erhalten: Sie entstanden zwischen 1750 und 1755. Die dargestellten Tiere und Früchte konnten moralisierend gedeutet werden.

Schloss Bruchsal, Winterspeisezimmer, Gemälde

Stammt ursprünglich aus Indien und Sri Lanka: der farbenprächtige Pfau.

„FRÜCHTESTILLLEBEN MIT PFAU UND HASEN“

Im Gemälde thront der Pfau erhaben über dem Obst: Die Feigen gelten als Symbol der Erotik. Das reife Obst gilt in der Bildsprache des Barock hingegen als Symbol der Vergänglichkeit ‒ ein Hinweis auf den flüchtigen Genuss, nach dem der Mensch strebt? Dafür steht der Pfau: Der aus dem indischen Raum stammende Vogel verkörpert den Luxus, die Sinneslust und exotische Pracht. Als Symbol der Macht war er ein beliebtes Motiv in der Bildkunst – und ein begehrtes Haustier in den fürstlichen Menagerien.

Schloss Bruchsal, Winterspeisezimmer, Gemälde

Der Papagei und das exotische Obst zeugen von der Vorliebe des Adels für Luxus.

„FRÜCHTESTILLLEBEN MIT PAPAGEI UND HUND“

Der Papagei lenkt den Blick des Betrachters auf das Obst: Exotische Früchte wie Melonen und Granatapfel versinnbildlichen den damaligen Luxus. Nur der Adel konnte sich die Waren aus fernen Ländern leisten. Die Trauben stehen für den Sündenfall, der Papagei für die Eitelkeit des Menschen, der sich an Moden und weniger an Gott orientiert. Zwischen barockem Genuss und Mäßigung: Die moralische, vielleicht auch selbstironische, Mahnung galt Fürstbischof von Hutten, seinem Hofstaat und seinen Gästen.

Schloss Bruchsal, Beletage, Galeriezimmer

Die Supraporten in den Privaträumen zeigen auch Genre- und Landschaftsbilder.

WERTVOLLE ORIGINALE

In seinen Privaträumen lebte Fürstbischof Franz Christoph von Hutten bis zu seinem Tod 1770. Die Supraporten haben sich bis zur Auslagerung im 2. Weltkrieg an ihrem ursprünglichen Platz erhalten. Das ist deshalb besonders, weil sie häufig an Moden angepasst wurden, wie man es aus anderen Schlössern kennt. Man nimmt an, dass das der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu verdanken ist – und dem Umstand, dass die Nachfolger von Huttens während der Kriegsjahre zeitweise im Exil lebten.

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