Schloss Bruchsal, Außen, Hauptbau von Osten, Fassade

Barock und Rokoko in Schloss BruchsalStilgeschichte

Wer sich Schloss Bruchsal nähert, merkt schnell: Repräsentation, Illusion und Inszenierung bestimmen die Architektur. Als 1722 der Grundstein gelegt wurde, war das Barock schon in seiner letzten Phase. Wenige Jahrzehnte später setzte sich das Rokoko durch.

Schloss Bruchsal, Außen, Hauptbau von Westen

Die Ansicht des Hauptbaus von Westen.

Räumliche Inszenierung

Am höchsten Punkt einer langen, leicht ansteigenden Achse thront das Schloss – eine bewusste Konzeption, die dem herrschaftlichen Gebäude besondere Präsenz verleiht. Auch Balthasar Neumanns Treppenhaus im Innern ist eine Inszenierung. Es spielt mit dem Licht: Vom „irdischen“ Erdgeschoss mit der dunklen Grotte schreitet der Besucher hinauf in die helle, „göttliche“ Welt.

Schloss Bruchsal, Außen, Nördliche Orangerie

Illusionsmalerei an der ehemaligen Orangerie.

Barocke Illusionsmalerei

An den Außenfassaden von Schloss Bruchsal täuschen bunte Malereien plastische Dekorationen vor. Auch die „Backsteinbauten“ am Ehrenhof sind nicht das, was sie vorgeben. Das Mauerwerk ist nur gemalt. Im Innern des Schlosses sind in der Intrada, also der Vorhalle, und in der anschließenden Grotte weitere Illusionsmalereien zu sehen: zum Beispiel die so plastisch wirkenden Steinbänke an der Wand. Die Randzonen sämtlicher Deckenfresken zeigen als Rahmung gemalte Architektur – ein typisches Motiv zur Zeit des Barock.

Heiteres Rokoko

1751 bis 1754 erhielten die Festsäle im Obergeschoss ihre Gestalt. Der Fürstensaal und der Marmorsaal unterscheiden sich deutlich: beide geschmückt mit Stuckaturen im Stil des Rokoko, den sogenannten Rocaillen. Doch die strenge Gliederung des Fürstensaals mit klar abgegrenzter Decke entspricht noch der Auffassung des Barock. Anders im Marmorsaal: Üppige Stuckaturen überwuchern den Raum und verschleifen die Übergänge zwischen Decke und Wand. Ein heiter-verspieltes Gesamtkunstwerk aus Stuck und Malerei!

Der Fürstensaal in Schloss Bruchsal
Der Marmorsaal in Schloss Bruchsal

Deutlich erkennbar: Zwischen Fürstensaal und Marmorsaal gab es eine stilistische Weiterentwicklung.

Nordwestecke des Roten Zimmers in Schloss Bruchsal, historische Fotografie vor der Zerstörung

Rokoko-Stuck im zerstörten Roten Zimmer.

Rokoko und Klassizismus

In den ehemaligen Appartements, die sich einst seitlich an die Festsäle anschlossen, konnte sich das Rokoko entfalten: in Stuck, Malereien und Schnitzereien an Wandvertäfelungen, Konsoltischen und Spiegeln. Die Dekorationen des Kammermusiksaals im Kammerflügel entstanden 1776 im Louis-Seize-Stil und damit im frühen Klassizismus. Eine gewisse Verspieltheit, wie sie das Rokoko liebte, ist noch geblieben – doch Geometrie und Symmetrie bestimmen die Gesamtgestalt und die Ornamente zeigen Anklänge an die Antike.

Kammermusiksaal im Schloss Bruchsal

Symmetrischer Stuck im Kammermusiksaal.

Der Erwerb zweier Konsoltische aus der originalen Rokoko-Ausstattung von Schloss Bruchsal aus der Sammlung von Yves Saint Laurent im Jahr 2009 wurde mit der Unterstützung der Staatlichen Toto Lotto GmbH Baden-Württemberg realisiert. Sehen Sie sich auch die anderen Projekte an, an denen Toto Lotto beteiligt war: 

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