Nordwestecke des Roten Zimmers in Schloss Bruchsal, historische Fotografie vor der Zerstörung

Bewohner gesuchtDas verlassene Schloss

Nach dem Tod der letzten fürstlichen Schlossbewohnerin 1832 war das Schicksal von Schloss Bruchsal über längere Zeit hin ungewiss. Das Land Baden war auf der Suche nach neuen Nutzungsmöglichkeiten: Wohnungen für zukünftige Lehrer oder für einen französischen Adeligen?

Schloss Bruchsal, Außen, Nördliche Orangerie, Fassadenmalerei

Empfindliche Oberfläche: die Fassadenmalerei an der Orangerie.

Fremde Nutzer

Von den Reisehandbüchern nicht erwähnt, liegt das Schloss in der kleinen Stadt unbekannt und unbesucht ...“,das war 1871 in einer Fotomappe von Schloss Bruchsal zu lesen. Nach dem Tod von Markgräfin Amalie von Badens diente das Schloss kaum noch fürstlichen Zwecken – es wurde Sitz von Behörden und Militär. An den Fassaden bröckelte der Putz. Die Bedeutung des Schlosses als hochrangiges Bau- und Kunstdenkmal erkannte man erst nach und nach.

Blick durch die Tür des Schlafzimmers ins Watteau-Kabinett in Schloss Bruchsal

Blick durch die Tür in das Watteau-Kabinett.

Toiletten im Kabinett

Das badische Innenministerium wollte 1869 das katholische Schullehrerseminar von Ettlingen ins Schloss Bruchsal verlegen. Geplant wurde ein größerer Umbau: Zwischenwände in den großen Sälen zur Einrichtung von Wohnungen, Toiletten in der fürstbischöflichen Hauskapelle und im Watteau-Kabinett – einem Raum mit roten Vertäfelungen und Malereien im Stil des Künstlers Antoine Watteau. Das Vorhaben wurde irgendwann verworfen – aus heutiger Sicht ein glücklicher Umstand.

Blick auf den Hof von Schloss Bruchsal mit Torwachtgebäude und Kanzleibau, um 1870

Außenansicht des Schlosses um 1870.

Ein Liebhaber will das Schloss kaufen

1880 erhielt die badische Regierung einen Brief: Der Würzburger Hofjuwelier der Landgrafen von Hessen schrieb im Auftrag des Vicomte de Montmort. Der reiche Adlige aus Paris wollte Schloss Bruchsal kaufen, restaurieren und dauerhaft dort wohnen. Notfalls hätte er sich auch mit dem prächtigsten Teil begnügt: dem Hauptbau mit Hof und Garten. Zumindest einige Möbel, Spiegel oder Tapeten hätte er gerne erworben, um sich dann ein Haus im Stil von Schloss Bruchsal zu bauen. Nach einiger Diskussion wurde das Ansinnen abgelehnt.

Spiegelrahmen aus dem Jagdzimmer, um 1870
Konsoltisch aus dem Musikzimmer, um 1870
Goldrahmen der Wandfüllung aus dem Gelben Zimmer, um 1870

Möbel, Spiegel und Tapeten aus Schloss Bruchsal wollte ein Franzose im 19. Jahrhundert kaufen.