Bildnis des Fürstbischofs Franz Christoph Hutten von Johann Zick, um 1750, im Fürstensaal von Schloss Bruchsal

Fürst der RokokozeitFranz Christophvon Hutten

Allgemein ist er weniger bekannt als Schönborn, doch Franz Christoph von Hutten (1706–1770) ist für Schloss Bruchsal von ebenso großer Bedeutung wie sein Vorgänger. Er regierte seit 1743, vergrößerte den Hofstaat und ließ die Schlossräume prunkvoll ausstatten.

Bildnis des Fürstbischofs Franz Christoph Hutten mit Schloss Bruchsal im Hintergrund von Nicolas Treu, nach 1761

Fürstbischof Hutten, im Hintergrund das Schloss.

Welche Karriere machte Hutten?

Wie in seinen Kreisen üblich, schlug Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg schon früh die kirchliche Laufbahn ein. Als Jugendlicher bekleidete er erste geistliche Ämter. Mit 24 Jahren wurde er 1730 jüngstes Mitglied im Domkapitel zu Speyer – mit 37 Jahren wählte ihn das Kapitel 1743 zum Fürstbischof. Zum Priester und Bischof wurde er erst danach geweiht. Eine beeindruckende Karriere – nur sein Wunsch nach einem weiteren Bischofsamt in Worms blieb unerfüllt. Immerhin: 1761 wurde er noch Kardinal.

Historische Fotografie des Thronsaals von Schloss Bruchsal, vor 1910

Der üppige Thronsaal vor seiner Zerstörung.

Was weiss man über seine Vorlieben?

Hutten scheint ein freundlicher und gütiger Mann gewesen zu sein, doch in materieller Hinsicht war er nicht bescheiden. In der Zeit des Rokoko schwelgte man in Prunk und Vergnügungen. Unter Schönborn war Bruchsal ein eher bescheidener Hof gewesen, jetzt gewann er an Glanz. Der Hofstaat wurde wesentlich vergrößert, die Räume prächtig ausgestattet. Huttens Ausgaben waren enorm. „Ein übertriebenes bauwesen, ohne dass Tächer instand gehalten worden“, kommentierte sein sparsamer Nachfolger Limburg-Stirum.

Wie veränderte Hutten das Schloss?

Am Außenbau entstanden die Balkonvorbauten, höhere Verbindungsflügel und neue Bassins im Garten. Im Hauptgeschoss der barocken Residenz hielt unter Hutten der Rokoko-Stil Einzug. Stuck, Malereien und Wandvertäfelungen mit Schnitzereien entstanden. Unzählige Möbel und Gemälde bedeutender Künstler kamen ins Schloss. Glanzstücke der Sammlung von Huttens waren neun Möbelstücke der berühmten Manufaktur Roentgen. „Von allerbestem Geschmack“ seien die Zimmer, urteilte Leopold Mozart, der Vater von Wolfgang Amadeus, 1763.

Kommode von Abraham Roentgen, um 1760
Konsoltisch von Abraham Roentgen, um 1765

Aus dem Besitz Huttens: Roentgen-Kommode und Konsoltisch aus den 1760er-Jahren.

Schloss Bruchsal, Belvedere von Osten

Das Belvedere entstand 1756 als Schießhaus.

Wodurch prägte Hutten die Stadt Bruchsal?

Bruchsal erhielt unter Hutten immer mehr das Aussehen einer fürstlichen Residenzstadt. Durch die Vollendung der Peterskirche gab es jetzt eine angemessene Grablege. Die Stadt wurde weiter ausgebaut, eine Kaserne entstand. Für höfische Jagdgesellschaften errichtete Hutten 1756 auf dem Steinsberg ein Schießhaus, das heutige Belvedere. Eine Maulbeerplantage zur Seidenproduktion, eine Tabak- und eine Spitzenfabrik sowie eine Saline sollten die Wirtschaft ankurbeln – der Erfolg war jedoch nur mäßig.

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