Dienstag, 18. Mai 2021

Schloss Bruchsal | Allgemeines 21. Mai 1743: Die Hofmalerin Catharina Treu wird geboren

Am 21. Mai 1743 wurde Catharina Treu geboren. Die Malerin mit jüdischen Wurzeln machte eine erstaunliche Karriere – sie malte für den Fürstbischof in Bruchsal, den Kurfürsten von der Pfalz in Mannheim und verkaufte ihre Gemälde in ganz Europa. Deutschlandweit wird in diesem Jahr mit einem großen Jubiläumsprogramm an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg greifen das Thema auf und machen sich auf Spurensuche in den Monumenten des Landes.

EINE ÄUSSERST TALENTIERTE MALERIN

Am 21. Mai 1743 wurde die Malerin Catharina Treu geboren. Die Bambergerin wurde vor allem für ihre prunkvollen Stillleben bekannt. Der Fürstbischof von Speyer in Bruchsal und Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz schätzten das Talent der Künstlerin und ernannten sie zur Hofmalerin. Auch in den Metropolen London, St. Petersburg und Mailand interessierte man sich für sie – zu Recht. Erste Erfahrungen in der Kunstwelt sammelte Catharina Treu schon früh. Sie stammt aus einer bekannten Künstlerfamilie mit jüdischen Wurzeln, die in Süddeutschland gut vernetzt war. Ihr Vater Marquard Joseph Johannes Treu war selbst Maler und brachte seinen fünf Kindern seine Kunst nahe. Eigentlich hieß ihr Vater Jol Nathan; er war der Sohn des Bamberger Hofjuden Wolf Nathan. Noch vor der Geburt seines ersten Kindes trat er zum katholischen Glauben über.

 

VON BAMBERG NACH BRUCHSAL

Bereits mit zehn Jahren griff Catharina selbst zum Pinsel und begann mit dem Malen. 1763, zehn Jahre später, begann sie mit ihrer Arbeit als Malerin in der Bamberger Residenz. Christoph von Hutten zu Stolzenberg, Fürstbischof von Speyer, hörte vom Talent der jungen Malerin. Daraufhin schickte er ihr teure, exotische Früchte und bat sie, diese zu malen. Das Ergebnis verzückte ihn – und er berief die gerade einmal 20 Jahre alte Catharina Treu zur Hofmalerin. An seiner Residenz in Bruchsal förderte er die Fähigkeiten der Künstlerin weiter. Der Fürstbischof ermöglichte ihr einen einjährigen Aufenthalt an der Kurfürstlichen „Academie der Maler, Bildhauer- und Baukunst“, die spätere Kunstakademie Düsseldorf. Nur wenige der Kunstwerke, die sie für Christoph von Hutten anfertigte, haben sich erhalten. In Schloss Bruchsal gibt es einige Supraporten, die der Malerin zugeschrieben werden.

 

AUF EMPFEHLUNG DES FÜRSTBISCHOFS

Die Unterstützung des Fürstbischofs ermöglichte ihr den nächsten Karrieresprung. Kurz vor seinem Tod empfahl Christoph von Hutten seine Malerin beim Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz. Dieser ernannte Catharina Treu mit gerade einmal 26 Jahren zur kurfürstlichen Kabinettmalerin seines Hofs und privilegierte sie: In Mannheim bezog sie ein festes Gehalt von 600 Gulden und weitere Zugaben von 200 Gulden – ein absoluter Spitzenverdienst. Zudem durfte Catharina Treu ihre Bilder auf dem freien Kunstmarkt anbieten. Zu dieser Zeit entstanden ihre besten Gemälde. Der Hochadel in ganz Europa interessierte sich für ihre Stillleben, die die Natur lebensecht nachbildeten und dem Betrachter ein sinnliches Eintauchen ermöglichten. Die Beziehungen des Kurfürsten und das Netzwerk ihrer Familie halfen Catharina Treu, ihre Werke zu verkaufen. So wurde ihre Kunst in Stuttgart und Karlsruhe, München und Mailand, St. Petersburg und London versteigert.

 

DIE ERSTE PROFESSORIN EINER KUNSTAKADEMIE

Kurfürst Carl Theodor ernannte seine Malerin 1776 zur Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf – eine außergewöhnliche Entscheidung. Catharina Treu war damit die erste Malerin im deutschsprachigen Raum, die man als Professorin an eine Kunstakademie berief. Keine andere Künstlerin in Europa im 18. und 19. Jahrhundert erhielt diesen Titel. 1781 heiratete sie einen reichen Schwetzinger Hofbesitzer. Sie trennte sich jedoch bald von ihm und zog die beiden Kinder alleine groß. Als Kurfürst Carl Theodor mit seinem Hof 1778 nach München übersiedelte, folgte Catharina Treu ihm nicht. Sie blieb in Mannheim, wo sie 1811 starb. Ihr Lebenswerk unterstreicht das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit der Malerin.

 

1700 JAHRE JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND

Im Jahr 2021 kann jüdisches Leben in Deutschland auf eine 1700-jährige Geschichte zurückblicken, die im Rahmen eines bundesweiten Themenjahres mit zahlreichen Veranstaltungen beleuchtet werden soll. In einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 findet sich die erste Erwähnung von Juden, die im Gebiet des heutigen Deutschlands leben, in der damaligen römischen Stadt Köln. Es gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Zahlreiche Monumente in Baden-Württemberg bieten Gelegenheit dazu, sich auf Spurensuche von 1700 Jahren gemeinsamer Geschichte zu begeben.

 

INFORMATION

Aktuell ist Schloss Bruchsal wie der Großteil der Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg aufgrund der Corona-Verordnung geschlossen.
 

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